24.05.2011

Europäische Hefeindustrie gefährdet

(Paris, 24. Mai 2011) Die Hefeindustrie zählt zu den ältesten biotechnologischen Industrien. Sie versorgt Bäcker, Winzer, Brauer und die Lebensmittelindustrie allgemein mit Hefe für den jeweiligen Einsatzzweck. Die europäische Hefeindustrie ist mit Abstand Weltmarktführer. Sie exportiert ein Drittel ihrer Produktion in Länder außerhalb der der Europäischen Union.

Darüber hinaus tragen die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der europäischen Hefeindustrie aktiv zur Entwicklung von Bioethanol der zweiten Generation bei. Ziel ist die Produktion von Hefestämmen, die in der Lage sind, Cellulose zu fermentieren. Man stelle sich ein „grüneres“ Europa vor, mit einer auf erneuerbare Quellen gestützten Wirtschaft, Quellen, die nicht die zur sicheren Ernährung der europäischen Bevölkerung benötigten landwirtschaftlichen Ressourcen tangieren.

Dieses Ziel wird aktuell gefährdet durch eine dramatische Verknappung der zur Hefeproduktion erforderlichen Rohstoffe: Melasse und Industriezucker.

Der europäische Verband der Hefehersteller, COFALEC, stellt deshalb nachdrücklich die jüngsten Maßnahmen der Europäischen Kommission in Frage, die zur Austrocknung der Quellen führen, die benötigt werden, um Hefe wachsen zu lassen und zu fermentieren. Die Kommission hat, konfrontiert mit einer historischen Zuckerknappheit in der EU, die Freigabe von 500.000 Tonnen bisher für die Bio-Industrie reservierten „Industriezuckers“ für den allgemeinen Markt beschlossen. Dies ist ein schwerer und schwer verständlicher Eingriff, der aber aufgrund der derzeitigen besonderen Situation hingenommen werden mag.

Weder zu verstehen noch zu akzeptieren ist jedoch die gleichzeitige Entscheidung der Kommission, den Export von 1.400.000 Tonnen Zucker für den Weltmarkt zuzulassen. Der Sinn einer solchen Entscheidung bei bekannter Zuckerknappheit und angesichts der dringenden Bitte der Bio-Industrie um Unterstützung ist schlicht nicht zu erkennen.

COFALEC ersucht die Kommission dringend, ihre Zuckerpolitik zu überdenken und die sichere Versorgung der Bioindustrie mit Rohmaterial zu wettbewerbsfähigen Preisen zu gewährleisten. Die Lage ist so ernst, dass, sollte die Kommission ihre Haltung nicht aufgeben, die europäische Hefeindustrie sich gezwungen sieht, Neuinvestitionen in Ländern in Betracht zu ziehen, in denen der sichere Zugang zu den erforderlichen Kohlenhydratquellen reichlicher, wettbewerbsfähiger und sicherer ist.

Kontakt:

Gérard Blin (Präsident)
Emmanuel Guichard (Generalsekretär)
guichard@cofalec.com